Putlos, 10.06.2016

Gemeinsame Ölbekämpfungsausbildung von Havariekommando und THW

Nord- und Ostsee gehören zu den am dichtesten befahrenen Gewässern der Welt. Um für die Folgen möglicher Schiffsunglücke und Havarien möglichst gut gerüstet zu sein, trainieren THW und Havariekommando in regelmäßigen Abständen den Einsatz von Ölbekämpfungsmaßnahmen. An diesem Wochenende fand eine gemeinsame Ausbildung aller THW-Fachgruppen zur Ölschadensbekämpfung auf dem Truppenübungsplatz Putlos an der Ostsee statt.

Jeden Tag führt der Kurs unzähliger Container-, Fracht- und Tankschiffe an Dänemark und Deutschland vorbei. Da versteht es sich von selbst, dass auch die deutschen Küstenländer Vorbereitungen getroffen haben, um für den Ernstfall im Rahmen des möglichen gerüstet zu sein.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) mit seinen speziell ausgerüsteten Fachgruppen für Ölschadensbekämpfung ist in die Sicherheits- und Ölbekämpfungskonzepte des Havariekommandos und der Küstenländer mit ihren Wasserbehörden eingebunden.

Um für den Einsatzfall gerüstet zu sein, führten sämtliche THW-Fachgruppen Ölschadenskämpfung (Fgr Öl) gemeinsam mit dem Havariekommando vom 3. bis zum 5. Juni auf dem Truppenübungsplatz Putlos an der Ostsee (Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein) eine lang geplante gemeinsame Ausbildung unter möglichst realen Bedingungen durch.

An einem Standabschnitt wurden an zwei Einsatzabschnitten Ölsperren zum Schutz des Küstenabschnittes gegen Ölverschmutzung und zum Lenken der angenommenen Ölverschmutzung ausgebracht und durch leistungsstarke Mehrzweckboote wasserseitig transportiert. Weitere Boote von THW und DLRG sicherten die Einsatzkräfte wasserseitig ab.

Direkt auf dem nur mit geländegängigen Spezialfahrzeugen des THW zugänglichen Strand waren zu Ausbildungszwecken an mehreren Bekämpfungsstellen Öl-Aufnahme- und Separationsanlagen, sogenannte SepCon-Anlagen, aufgebaut und in Betrieb genommen worden. Mit ihnen können die Öl-Wasser-Gemische noch vor Ort getrennt werden. Mit Hilfe von unterschiedlichen Ölaufnahmegeräten (Skimmern), Pumpen, Saug- und Druckschläuchen sowie mobilen Aufnahmebehältern wurde die Ölaufnahme aus der Ostsee sowie die Trennung des angenommenen Öl-/Wassergemisches trainiert.

In einem weiteren Einsatzabschnitt stand die Ausbildung zum sicheren Umgang mit der persönlichen Schutzausstattung der Einsatzkräfte (PSA) im Vordergrund. Mit Hilfe der sogenannten Ersteinsatzcontainer wurde hier in Form einer Schleuse die eingesetzten THW-Kräfte mit Spezialanzügen, Stiefeln und Schutzmasken für den Einsatz vorbereitet und anschließend entsprechend mit neuer Bekleidung versehen.

Dem Schutz der Einsatzkräfte vor Gesundheits- und Arbeitssicherheitsgefahren sowie Kontaminationen wie auch dem Schutz der Umwelt vor dem versehentlichen Verschleppen von Ölverschmutzungen kommt bei Ausbildungen, Übungen und natürlich erst Recht bei Realeinsätzen eine besondere Bedeutung zu.

Die gemeinsame Übungsleitung aus THW und Havariekommando beobachtete und dokumentierte sämtliche Ausbildungsschritte um Erkenntnisse für die weitere Ausbildung und technische Ausstattung der Fachgruppen wie auch für die praktische Arbeit der Wasserbehörden bei Realeinsätzen zu gewinnen. 

Zu diesem Zweck hatte das Havariekommando auch Vertreter mehrerer Wasserbehörden aus Schleswig-Holstein zur Teilnahme an der Ausbildungsveranstaltung nach Putlos eingeladen. Unter fachkundiger Anleitung wurden sie in die technischen Möglichkeiten der THW-Fachgruppen zur Ölschadensbekämpfung  an Küstengewässern und die besonderen Herausforderungen dabei eingewiesen.

Unterstützt wurde die groß angelegte Ausbildungsveranstaltung dabei auch von Einheiten des Deutschen Roten Kreuzes sowie weiteren THW-Ortsverbänden mit Bergungs- und Logistikspezialisten. So übernahm die Fachgruppe Führung/Kommunikation nicht nur die Funktion eines Meldekopfes für die Anmeldung auf dem Kasernengelände, sondern unterstützte die Übungsleitung auch personell bei der Koordinierung aller Maßnahmen zur Übungsdurchführung. Ebenso unterstützte der Zugtrupp des Technischen Zuges aus Lübeck die Ausbildung und koordinierte das Kranen der Ölwehrboote im benachbarten Heiligenhafen.

Die Fachgruppe Logistik aus Bad Oldesloe übernahm die Versorgung aller Einsatzfahrzeuge mit Betriebsstoffen und Verbrauchsgütern. Zu diesem Zweck war eigens eine Tankstelle eingerichtet worden, an der sogar der aus der THW-Bundesschule in Hoya angeforderte Reisebus betankt werden konnte, der die Besucher der Wasserbehörden transportierte. 

Die Versorgung der insgesamt mehr als 200 Ausbildungsteilnehmer und Beobachter an diesem Wochenende übernahm der Verpflegungstrupp des Ortsverbandes Hamburg Harburg. Die rettungsdienstliche Versorgung wurde vom DRK-Ortsverein Göhl (Kreis Ostholstein) gewährleistet. Die DLRG übernahm die wasserseitige Absicherung.

Die Fachgruppen Ölschaden des THW

Es gibt drei Typen der THW-Fachgruppe Ölschaden: Die Fachgruppen Ölschaden Typ A und B unterstützen die Küstenländer im Rahmen einer Bund-Länder-Vereinbarung im Bereich der Deutschen Küste bei der Bekämpfung von Ölunfällen auf Gewässern und an den Küsten. Sie bekämpfen und beseitigen Ölschäden größeren Ausmaßes bundesweit und im Rahmen der technischen Hilfe auch im Ausland. Die Fachgruppe Ölschaden Typ C bekämpft und beseitigt Ölschäden, füllt Öle um, fängt ausgelaufenes Öl auf und separiert Öl-Wassergemische hauptsächlich im Bereich der Binnengewässer. Sie unterstützt zudem die Fachgruppen vom Typ A und B.

Die Ölschadensbekämpfung erfolgt auf dem Wasser und auf dem Land durch Abskimmen von Öl auf Wasseroberflächen, Aufnehmen des Öls von Ufern und Stränden, Eindämmen und Kanalisieren durch Ölsperren, Umfüllen, Auffangen und Separation des Öl-Wassergemisches. Dabei arbeitet das THW bei Großschadenslage sehr eng mit dem Havariekommando und den örtlichen Wasserbehörden der Länder und Kommunen zusammen.

Das Havariekommando ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer. Es hat am 1. Januar 2003 seinen Dienst aufgenommen und gewährleistet ein gemeinsames Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee. Das Havariekommando bündelt die Verantwortung für die Planung, Vorbereitung, Übung und Durchführung von Maßnahmen zur Verletztenversorgung, zur Schadstoffunfallbekämpfung, zur Brandbekämpfung, zur Hilfeleistung und zur Gefahrenabwehr bezogenen Bergung bei komplexen Schadenslagen auf See sowie einer strukturierten Öffentlichkeitsarbeit.

Bilder: F. Burmester, T. Schultz

Text: T. Schultz


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